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Kastration der Hündin? Ja oder Nein?

Aug. 05, 2020

Kastration der Hündin ... Ja oder Nein?

Vorweg:
Kastration bedeutet die operative Entfernung der Keimdrüsen des Hundes, also beim Rüden die Hoden und bei der Hündin die Eierstöcke und zum Teil auch die Gebärmutter.

Gemäß §6 Abs. 1 S. 1 TierSchG bei Wirbeltieren, zu welchen auch der Hund zählt, grundsätzlich verboten!!!

Ausnahmen: - bei einer medizinischen ärztlichen Indikation
                     - zur Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung
                     - zur weiteren Nutzung und Haltung der Tiere

Das heißt also im Klartext, das die eigentlichen Kastrationen, die bei unseren normalen Haushunden durchgeführt werden, eigentlich verboten sind.

Medizinische Indikation ist wenn aufgrund einer Erkrankung durch die Kastration Schmerzen und Leiden des Tieres genommen werden können. So beispielsweise bei Tumorerkrankiungen.

Die Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung bezieht sich auf freilebende Hunde, welche sich unkontrolliert vermehren würden, wie beispielsweise Straßenhunde (Tierschutz)

Die Ausnahme zur weiteren Nutzung und Haltung der Tiere bezieht sich auf die Nutztiere, die beispielsweise kastriert werden, weil sie gemästete werden und das Fleisch dann bekömmlicher ist.

Zum Zyklus der Hündinnen:



Eine jede Hündin wird 1-2 mal im Jahr läufig. Mit dem Tag des ersten Bluttropfen beginnt die Läufigkeit. In dieser Zeit markoiert die Hündin draussen ihr Revier, um den Rüden zu sagen: "Hier bin ich, passt auf, bald bin ich so weit!" Das ist der Moment wo die Rüden gaga werden und auf jede weitere Nachricht gespannt sind. Anfangs sehen wir eine leichte Blutung, die immer stärker wird und dunkelrot einhergeht. Die Vulva wird dabei anschwellen und richtig groß werden. In diesem Stadium ist eine Belegung rein aus anatomischen Gegebenheiten gar nicht möglich. Später immer weiter zur Standhitze hin, wird die Blutung heller und die Vulva schwillt auch langsam wieder ab. Erst wenn die Blutung fleischwasserfarben bis klar ist und die Vulva fast ihre Ausgangsgröße erreicht hat, wäre eine Belegung möglich, wenn es die Hündin zuläßt. zu diesem Zeitpunkt muß allerdings auch der Progesteronwert stimmen, weil sonst ebenfalls unter Umständen, keine Welpen zu erwarten sind. Ich nenne jetzt keinen Tag der Läufigkeit, an welchem die Hündin in der Stadnhitze ist, da das von Hündin zu Hündin stark variieren kann. Manche am 12. Tag und andere erst am 21. Tag ... Daran sieht man, das man nicht einfach nach Buch bis zum 21. Tag warten kann und dann denkt, die Hünin ist fertig mit der Läufigkeit ... Freiheit ruft! Das könnte so zu einem Techtelmechtel mit Nachbars Lumpi führen. Man muss also die Hündin und ihre Veränderungen genau beobachten!


Die Läufigkeit dauert in der Regel ca. 21 Tage. Nach Ende der Läufigkeit beginnt theoretisch die Scheinträchtigkeit. Fast alle Hündinnen werden scheinträchtig. Nur nicht jeder Hündinnenhalter merkt das und hat sich entsprechend damit auseinander gesetzt.

Die Scheinträchtigkeit ist noch ein Überbleibsel unseres Vorfahrens Wolf. dort werden die Hündinnen scheinträchtig, um die Welpen des Rudels mit zu versorgen. Nicht jede Hündin reagiert gleich: manche werden lurig, müde, schlapp und später auch zickig anderen Hündinnen gegenüber. Man kann von der Standhitze an 63-65 Tage weiter rechnen, dann würden dieimaginären Welpen geboren. Es gibt durchaus Hündinnen, die zu diesem  Zeitpunkt tatsächlich sich verhalten, als wenn sie gleich den ersten Welpen auf die Couch legen.... Anderen merkt man es kaum oder gar nicht an. Nach der imaginären Geburt setzt unter Umständen die Jungtieraggression ein. Das heißt, das normalerweise wenn die Hündin Welpen hätte, sie deise vehment gegen alle anderen verteidigen würde. Nun kann man noch 3-4 Wochen zu warten, bis die Hündin wieder im Anöstrus, der nicht sexuellen Phase ist. Ab dann ist die Hündin wieder normal, bis womöglich die nächste Hitze einsetzt.


In dieser gesamten Phase: Vorläufigkeit, Läufigkeit, Scheinträchtigkeit zeigen die meisten Hündinnen mitunter eben Lurigkeiten, Zickigkeiten bis hin zu erhöhtem Aggressionsverhalten der konkurrierenden Hündinnen gegenüber, Unpässlichkeiten, Konzentrationsschwächen usw. an. Das sollte man einfach wissen, um die Hündin besser verstehen zu können. Ende der Scheinträchtigkeit, also nach der imaginären Geburt, bildet sich unter Umständen sogar Milch in den Milchdrüsen. Die gesamten Erscheinungen kann man mit einigen homöopathischen Medikamenten entgen wirken bzw. abschwächen.




Nimmt man der Hündin die Möglichkeit erwachsen zu werden, indem man sie vor dem Erwachsenwerden kastriert, macht man sich genauso strafbar, wie bei einem Rüden. Die Hündin lernt nicht sich sozial zu verhalten, sie kann sich nicht richtig entwickeln. Zudem werden ca. 60% der RR's  inkontinent und entgegen der Meinung, das sie nicht an Krebs erkranken kann, ist falsch. Klar, wenn ich  einem Lebewesen ein Organ abschneide, dann kann dieses Organ nicht entarten, aber man weiß auch mittlerweile, das der Krebs sich dann einen anderen Weg sucht. Auch bei der Hündin ändert sich der Stoffwechsel, was Fellveränderungen, Gewichtszunahme und Trägheit zur Folge haben kann. Einen kastrierten Hund soll man generell erst mal weniger füttern, um dieser Gewichtszunahme vorzubeugen.

Um auch die hormonellen Vorgänge un ddas daraus resultierende Verhalten zu verstehen, empfehle ich immer das Buch von Herrn Udo Gansloßer / Sophie Strodtbeck "Kastration und Verhalten beim Hund"  (ISBN 978-3-275-01820-8 ) anzuschaffen und auch zu lesen. Das müßte jedem sein Hund Wert sein!



Ich habe vor ca. 20 Jahren einen Bekannten gehabt, der seinen RR-Welpen noch vor der ersten Läufigkeit kastriert hat lassen. Diese Hündin war ihr Leben lang ausgeschlossen von Hundeaktivitäten, weil sie damit nicht umgehen konnte. Sie hat nie gelernt, wie sie sich verhalten sollte, wenn eine andere Hündin sie massregelte. Die anderen Hunde konnten diese Hündin aber auch nicht einschätzen, weil sie sich immer wie ein Welpen verhielt. Ganz davon abgesehen das diese Hündin sehr früh, stark inkontinent wurde, so das die Besitzer sie nie irgendwohin nehmen konnten. Sie lief einfach aus.

Leider bekam diese Hündin sehr früh Krebs an mehreren Organen unter anderem an der Gesäugeleiste ( obwohl sie ja nie in ihrem Leben eine Läufigkeit mitgemacht hatte!) so das sie schon früh verstarb. Nur an der Gebärmutter hatte sie kein Krebs bekommen ...



Häufig wird von Besitzern angegeben, das die Hündin Scheinträchtig wird und die Hündin so sehr leide. Das gehört zur Hündin aber dazu. Hier denkt der Mensch nicht hündisch, sondern menschlich. Dem Menschen ist das lästig, genauso wie dem Rüdenhalter das Gesabber, Getröpfle und der Drang hinter jeder Hündin her zu wollen. Es ist einfach ein natürlicher Prozess. Wenn dann noch die Meinung auftritt, die Hündin müsse mal Welpen haben und der Rüde muss einfach mal decken..... Nein! In einem Wolfsrudel belegen sich auch nicht alle Wölfe kunterbunt. In der Regel hat nur der Alpha-Rüde und die Alpha-Hündin die Befugnis Welpen in die Welt zu setzen.

Also auch in einem Rudel wird nicht jeder Rüde decken oder jede Hündin bekommt Welpen.



Erziehung erfordert viel Geduld, Zeit, Geld und nochmals Geduld ... Es müssen sich nicht alle lieb haben, so das mancher Ridgeback / Hund sich eben nicht mit seinen gleichgeschlechtlichen Genossen verträgt. Eine Kastration kann sinnig sein, doch bevor man sich zu schnell zur Kastration entscheidet, sollten Sie sich viele Gedanken machen und erst mal das oben angegebene Buch lesen und dann nochmal drüber nachdenken.



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