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Der Rhodesian Ridgeback ... Ein Hund für Jedermann??? NEIN!

Jan. 06, 2020

Nach über 20 Jahren Haltung von Rhodesian Ridgebacks, können wir heute eindeutig sagen, das der RR nicht ein Hund ist für Jedermann. 
  
Leider sehen das manche Menschen nicht ein. 

Da hat man mal einen RR gesehen: ach ist der schön... die Farbe, die Größe und der Ausdruck ... ach und im übrigen war der ganz lieb.... 

  

Ja, das mag auch alles so sein! Der Weg, bis man einen so "lieben" Begleiter neben sich her trotten hat, ist unter Umständen sehr steinig und wird begleitet von vielen Erfahrungen, die man sich so nicht denken konnte.... wenn man nicht von seinem Züchter darauf hingewiesen wird. Leider wird dem Züchter ja auch sehr oft nicht zugehört. 

  

Zugegebenermaßen gibt es auch die Modelle wie unseren Pino, der eigentlich gar nicht weiß das er der Gattung Rhodesian Ridgheback angehört. Doch darauf sollte man sich nicht verlassen, weil die meisten Ridgebacks so nämlich nicht unbedingt sind. 

  

Rückblick: 

Unser Pino war immer ein lieber, sehr leichtführiger Rüde, der auch nie ein Problem damit hatte, das seine Luni mit anderen Rüden spielte.... wenn der jagen ging, war das Zeitvertreib und purer Spass an dem laufen und schnüffeln. Einmal steckte er seinen Kopf in einen Busch am Straßenrand,  (Pino war an der Leine und auf dem letzten Pipigang unterwegs mit meinem Mann)... Pino kam mit dem Kopf wieder raus und hielt in seinem Maul eine Katze. mein Mann sagte "AUS" und Pino spuckte die Katze aus. Die Katze drehte sich um und zerkratzte ihm erst mal das Gesicht und ging.... Unsere Luni hätte die Katze schon vorher gewittert, hätte sie aus dem Gebüsch gezogen und ihr das letzte Lichtlein ausgeblasen... 

  


Unsere Luni war schon allein von der Größe und ihrer Statue eine sehr imposante Hündin. Sie hat die Menschen taxiert, eingeschätzt und allein durch ihren Blick, wie sie die Augenbrauen hochzog, wusste ich ob sie diesen Menschen mag oder nicht. Zeit ihres Lebens war sie eine Jägerin! Luni war eine Hündin, die sich auch hätte sehr gut alleine versorgen können. Pino hingegen wäre alleine einfach verhungert... 
  
Luni war eine Hündin die erst überlegt und dann gehandelt hat. Es gibt aber viele RR die nicht lange überlegen, sondern sofort und eigenständig handeln.
Wozu wurde der RR gezüchtet?  

Ursprünglich sollte er ein sehr guter, ausdauernder Jagdhund sein mit einer entsprechenden Raubzeugschärfe. Unter anderem hatte der RR die Aufgabe riesige Farmen zu bewachen, was einen entsprechenden Wach- und Schutztrieb voraussetzt. 
  
Heute werden natürlich noch einige RR für die Jagd ausgebildet und auch eingesetzt, allerdings wird von vielen Jägern andere Rassen in der Regel bevorzugt. Wenn man mal nachfragt warum, erhält man häufig die Antwort, weil der RR doch sehr eigenständig entscheidet, häufig nicht so gerne ins Wasser geht und er als Spätentwickler einfach sehr lange Zeit ausgebildet werden muss. 

Aber nichts desto trotz sind die meisten Welpeninteressenten keine Jäger und wollen auch keine werden. Diese Menschen suchen ein Familienmitglied, welches sich in ihre Familie und dem entsprechend geführten Leben eingliedern soll. Der Hund soll lieb sein, treu, in der Gesellschaft bewundert und sich nur dann melden, wenn der Mensch es für nötig hält... 


Oftmals wird der ursprüngliche Zuchtzweck vergessen. Nicht nur das! Man liest in vielen schönen Bücher über den Charakter/ Wesen, dass sie sensibel, mutig, erhaben, würdevoll, zurückhaltend, aktiv und sehr selbstbewusst sind. Was das aber im alltäglichen Leben heißt und das sich diese Eigenschaften teilweise widersprechen, das erlebt man erst, wenn man verschiedene Ridgebacks, unterschiedlicher Charaktere, vergleichen und beobachten kann. 
  
Nicht alle sind gleich. Nicht jeder hat tatsächlich Jagdtrieb, nicht jeder eignet sich als Wachhund, dafür andere umso mehr und der eine mag mehr Kuscheleinheiten, muss immer auf seinem oder an seinem Menschen liegen und der andere mag das gar nicht.... 
Jeder RR ist ein Unikat.  
  
Da aber heutzutage alles passen muss, sind manche Menschen echt erstaunt, wenn der RR sich nicht so ganz einfügt, wie man sich das vorstellt. 
  
Warum mag er nur die Musiklehrerin der Kinder nicht? 
Wieso hört er heute nicht? ER hat doch sonst so gut gehorcht...  
Weshalb ist unser Ridgeback bei fremden Menschen so zurückhaltend? 
  
Dem Ridgeback sagt man nach, er habe einen 6. Sinn.... Ja das hat er. Er sortiert selbst aus, wen er mag und wen er nicht mag. Das kann schon sehr unangenehm werden. Aber so ist er! Auch haben wir es selbst erlebt, dass manche Ridgebacks tatsächlich merken, riechen können ob ein Mensch Böses im Sinn hat oder nicht. 
  
Rückblick:
Es war vielleicht Ende der neunziger Jahre, als es bei uns an der Haustür schellte. Unser damaliger Lupo war ca. 3 Jahre alt. Ein sehr imposanter, selbstbewusster Rüde von eher ruhigem Temperament. Ich ging zur Tür machte auf und ein Herr im Anzug und mit Aktenkoffere stand am unteren Absatz der Treppe. Er wäre vom Ordnungsamt und wolle nur mal kontrollieren ob alle Bewohner korrekt gemeldet sein. Neben mir hörte ich ein tiefes Grollen und sah Lupo wie er neben mir stand. Steif und tief grollend, den Mann fixierend. So kannte ich meinen Lupo nicht. Der Herr meinte schnell, das habe sich schon erledigt und wollte das Weite suchen.... Ich holte Lupo rein und schloss die Tür. Nach ca. 10 Minuten stand Lupo immer noch an der Tür, mit Bürste und ganz leise tief grollend. Nun machte ich mal die Tür auf um zu sehen was passiert... Ganz entgegen seinem Temperament raste der RR nach unten in den Keller. Ich hinterher. Lupo war vor einem Keller eines Nachbarn und stand vor dem Herrn. Der Herr stand ganz still, schaute mich flehentlich an und Lupo zog ganz vorsichtig die Lefzen hoch und knurrte. Ich forderte den Mann auf den Keller zu verlassen. Lupo rief ich Bei Fuss und der Herr verließ eilig das Haus.  
Abends erzählte ich das meinem Mann und der sagte damals zu mir, der Herr war nicht korrekt - es war ein böser Mensch.  
Ein paar Tage später wurde genau dieser Mann in der Zeitung beschrieben, der sich mit dieser Masche Zutritt zu den Wohnungen älterer Menschen verschaffte und diese dann ausraubte.  
  
Nun muss man dazu sagen, das Lupo sehr ruhig reagiert hat. Es gibt aber auch die Ridgebacks, die in so einem Moment wie eine Rakete reagieren.... 
  

Wir haben in den vielen Jahren mit unseren Ridgebacks vieles erlebt und ich könnte nun immer weiter schreiben, aber das würde den Rahmen eindeutig sprengen....

Grundsätzlich muss der Ridgeback lange, ausdauernd und mit viel Konsequenz erzogen werden. Der Ridgeback fragt auch mit 3 und auch mit 4 Jahren immer nochmal nach, ob Sie das so meinen, wie Sie es ihm auch schon vor zwei Jahren gesagt / beigebracht haben. Das kann verdammt anstrengend sein. Auch ist es nicht gerade angenehm, wenn der Hund dann mit 3 Jahren meint, er müsse plötzlich mal lospreschen, um eine Wildzählung vorzunehmen .... Das hat er ja noch nie gemacht!

Begegnen Ihnen Menschen, die Ihrem RR schon von weitem signalisieren, das sie Angst oder Unsicherheiten dem Hund gegenüber haben, so spürt das Ihr RR. Manche können das gut ignorieren und andere nutzen das schamlos aus...wenn man sie läßt oder nicht vorher merkt was da abgeht, kann der Hund abgehen wie eine Rakete.... und glauben Sie mir - der Ridgeback ist schneller!! 

Die wenigsten Hundebesitzer, egal welcher Rasse, lesen mal ein Buch über die Kommunikation unter Hunden, die Körpersprache oder mal ein Buch, was Menschen, als auch Hunde, so mit ihrer Körperhaltung ausdrücken.... All das sieht aber der RR (auch alle anderen Hunde) und viele der RR's reagieren darauf. Wie oft sind die Halter eines jungen Ridgebacks entsetzt, weil ein älterer Hund den jungen Hund zusammenscheißt??? Ganz oft! Die Menschen beobachten (können es auch oftmals nicht) nicht, was sich die Hunde untereinander sagen, zeigen und dementsprechend reagieren.. Häufig können das noch nicht einmal Menschen, die sich einen zweiten Hund anschaffen und es einfach verpassen, das da was falsch läuft. Vielleicht hätte da ein bisschen lesen und Zuhören helfen können. 

  

Der Ridgeback ist ein Spätentwickler. Das heißt er muss schon das 3., manchmal sogar 4. Lebensjahr erreichen, um wirklich fertig zu sein.


Zusammenfassend 

Der RR ist ein wunderbarer Hund, der bei einer richtigen, konsequenten Erziehung ein aktiver, angenehmer Freund fürs Leben wird. Viele Ridgebacks sind super anhänglich, sie lieben den körperlichen Kontakt. Andere nehmen mehr Abstand. Streicheln ist schön und gut, aber engeres kuscheln finden sie blöd. Dabei sein ist alles. 

DAS muss man aber auch tolerieren können! 

  

Man muss aber die rosarote Brille abnehmen, den Ursprung sehen, die Kommunikation unter Hunden lernen, man muss wissen, was der Hund alles in unserer Körperhaltung und Mimik sieht (also ruhig ein Buch mehr lesen) und man muss sich oft sehr zusammen nehmen, um tatsächlich konsequent zu bleiben. Ach, Geduld ist auch so ein Zauberwort!  

Ohne Geduld wird das mit der Erziehung auch nix.... Unsere Löwenjäger fragen immer wieder nach, also auch wenn sie etwas eigentlich super können, fragen sie irgendwann wieder nach, ob man das tatsächlich so haben möchte:):) 

  

Einen Jäger zu haben bedeutet jahrelanges Schleppleinentraining. Immer auf der Hut sein und unsere sportbegeisterten Ridgebacks anderweitig zu fordern.  

  

Auch die RR's die nicht jedem Menschen sofort das DU anbieten, kann man durchaus beibringen, das sie diesen Menschen in ihrer Gegenwart zu tolerieren haben. Allerdings muss auch dem Menschen Grenzen gesetzt werden. Manche Ridgebacks mögen es eben nicht von jedem Angefasst zu werden. Ich wollte auch nie das mein Kleinkind jedem Küsschen geben sollte oder das fremde Menschen in meinen Kinderwagen grapschen. 

  

Wenn man diese Ridgebacks klar zeigt, wie das läuft und sie die Zeit bekommen erwachsen werden zu dürfen (ohne das man sie gleich kastriert!), zahlt sich die Geduld immer aus! 

DER Ridgeback ist dann ein absolut treuer Begleiter, der für seinen Halter buchstäblich durchs Feuer geht ! Aber Achtung!!! Auch das entscheidet meist der Ridgeback wieder selbst:):) 

  


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